Hommage an Pallas Athene
2000, Lange Nacht der Museen, Pergamon Museum, Berlin
Text: Manfred Milz, Foto: Anne Helwig
Die Lebensgeschichte der Pallas Athene
Eine Performance im gleichnamigen Saal des Pergamon Museums - im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des Schauplatz Museum 2000
Der Sage nach wird Zeus von Hephaistos mit einer Axt attackiert, woraufhin Pallas Athene dem Kopf ihres Vaters in voller Rüstung entsteigt. Ihr edler, natürlicher Charakter widersteht diesem Urschicksalsschlag. Obwohl ihre ungewöhnliche Geburt bereits unmittelbar mit dem Keim der Aggression verbunden ist, agiert sie später im Kriegsfall strategisch klug; in Friedenszeiten steht sie Dichtern und Philosophen zur Seite, ist Patronin des Handwerks. Vorbildlich verkörpert sie - aufgrund ihrer Jungfräulichkeit - die in Aktion und Kontemplation gleichgewichtete, gleichgewichtende Staatslenkerin, gleichermaßen versehen mit dem züngelnden Gorgonenhaupt und dem Attribut der Eule.
Dieses Gleichgewicht im gegensätzlichen Wesen Athenes sucht die Performance Bettina Wagners, akzentuiert durch die musikalische Begleitung des Ensembles Pythagoras Strings (Bettina Marquardt und Dimitri Tombassov unter der Leitung des Komponisten Thilo Krigar) in der Blickachse der zentral dominierenden Pallas Athene - Statue, umgeben von anderen antiken Figuren, choreographisch zu rekonstruieren:
Mühsam windet sich Athene bei ihrer Geburt aus dem Hirn des Zeus, dessen Stränge ebenso zurückhaltende Weisheit sowie die Aggression des schlangenbewehrten Medusenhauptes symbolisieren: Je nach sich plötzlich verändernder Situation mag ihr Wesen sie zur Panzerung
oder Offenheit, Angriff oder Dialog führen.
Bettina Wagner zeigt eine Athene, die nicht nur mit ihren Feinden, sondern gleichfalls mit ihrer eigenen zwiespältigen Persönlichkeit zu kämpfen versteht.